Berechtigte Frage, denn das Wort gibt es eigentlich nicht. Oder besser gesagt: gab. Ich habe “lautgefühlt” ins Leben gerufen. Lautfühlen bedeutet für mich, Gefühle bewusst wahrzunehmen, da sein zu lassen und sie auch auszusprechen, insbesondere solche, die man sonst oft im Verborgenen hält. Weil man sich schämt. Weil man sich damit alleine oder unverstanden fühlt. Oder auch, weil man Angst hat. Angst vor der Reaktionen der anderen. Diesen Gefühlen möchte ich mit “lautgefühlt” Raum geben, Gehör verschaffen, sie sichtbar machen, sie laut werden lassen. Warum? Weil Emotionen immer einen Grund, also ihre Berechtigung haben. Sie lassen uns Mensch sein und helfen uns, Dinge zu verarbeiten. Leider passiert es häufig, dass Menschen ihre Emotionen unterdrücken, für sich behalten und diese ein- und sich damit abkapseln. Und scheinbar plötzlich, wenn wohl auch eher schleichend, fühlen sie sich einsam und falsch, obwohl sie alltäglich von Mitmenschen umgeben sind. Natürlich liegt das nicht am Einzelnen, sondern am Zusammenspiel. Ja, es gibt Gefühle und Ereignisse, die nicht nur denjenigen, der sie fühlt, sondern auch den, der von ihnen erfährt, überfordern und verunsichern. Aber darf das der Grund dafür sein, dass wir nicht darüber sprechen bzw. sprechen können und dürfen? Dass wir in unserer leistungsgetriebenen Gesellschaft einfach nur versuchen, in solchen Situationen zu funktionieren? Für mich ganz klar: nein. Ich bin überzeugt vom Lautfühlen. Und Hinfühlen, also dem aufmerksamen Wahrnehmen von dem, was mein Gegenüber bewegt. Um dann letztendlich mitzufühlen. Für mehr Menschsein, mehr Miteinander, mehr Toleranz. Für emotionale Stärke, für Authentizität, für aufrichtige Zwischenmenschlichkeit.

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